Nachdem Ben und Christina bereits in den ersten Morgenstunden aufgebrochen waren, setzten gegen 09:00 Uhr auch wir endlich unsere Reise fort.
Unser erstes Ziel war Talinn. Hier wollten wir uns ein vernünftiges Frühstück gönnen und uns mit neuen Vorräten ausstatten. Ein Parkplatz in der Innenstadt war erstaunlich schnell gefunden. Allerdings bereitete uns der Parkautomat ein paar Probleme. Nachdem wir jedoch rausgefunden hatten, dass man die Aufschrift nicht für bare Münze nehmen darf und das System nicht anders als zu Hause funktioniert, konnten wir uns endlich auf die Suche nach etwas Essbaren begeben.
Wunderschöne Altstadt
Talinn überraschte uns mit seiner traumhaften, mittelalterlichen Altstadt. Die teils sehr schmalen teils jedoch auch sehr breiten Kopfsteinpflasterstraßen wandten sich zwischen urigen Fachwerk und mittelalterlichen Steinhäusern hindurch, dabei waren sie größtenteils nur für Fußgänger passierbar. Die Stadt selbst strahlte eine Ruhe aus, die nicht einmal die quirrligen Kreuzfahrtgruppen zerstören konnten. Einfach herrlich!

Doch bevor wir die Stadt weiter erkundeten, benötigten wir erst einmal eine kleine Stärkung. Also rückten wir im „Peppersack“, einem urigen Restaurant mit Mittelalter-Flair, ein. Bei einem leckeren Frühstück mit deftigem Bratenbrot, Spiegelei und Latte Macchiato, nutzten wir auch gleich noch die Gelegenheit und unsere überfüllten Speicherkarten und Mobiltelefone auf die Festplatte abzuziehen.
In 13 Rallye-Tagen hatten sich doch eine ordentliche Menge Bildmaterial angesammelt. Die Fehlermeldung „Speicherplatz voll“ war zum Dauerbrenner geworden.



Doch wie es eben so ist, irgendwann kommt eben alles zu einem Ende und so mussten wir uns schweren Herzens von Talinn verabschieden. Immerhin hatten wir noch eine Tagesaufgabe zu erledigen!
Unter dem Motto „From prison to heaven beach“ sollten wir 45km süd-westlich von Talinn den beliebtesten jedoch gar nicht so einfach zu erreichenden Strand Estlands finden.
Abgefahren ist gar kein Ausdruck
Wir hatten das Ziel, ein altes verfallenes Gefängnis, noch längst nicht erreicht, da machten bereits einige besorgniserrengende Nachrichten die Runde. Das Gelände sei gesperrt. Man hätte die anderen Teams bereits vertrieben. Das Gelände wäre privat und gar nicht für die Öffentlichkeit gedacht. etc. etc.
Während wir schon daran zweifelten, die Aufgabe tatsächlich bewältigen zu können, kam jedoch die erlösende Nachricht: für 5€ pro Team würden man uns auf das Gelände lassen. Na wenn das nichts ist!
Wenig später erreichten wir dann das Gefängnis. Wir zahlten brav unsere 5€ und versicherten spätestens 17:00 Uhr wieder weg zu sein, daraufhin ließ man uns, und noch einige andere Teams und Esten auf das Gelände. Wirklich ins Gefängnis hinein kamen wir nicht. Die alten Gefägnisgebäude befanden sich für uns gut sichtbar hinter einer massiven Mauer und jeder Menge Stacheldraht. Man ließ uns lediglich in das Gebiet der Kalkmiene, in der die Häftlinge früher schuften mussten. Die hatte sich über die Jahre natürlich geflutet, sodass die Überreste der verfallenen Gebäude teilweise bis in den zweiten Stock unter Wasser standen.
Tatsächlich war das der wahrscheinlich aufregendste Strand den man sich nur vorstellen kann.



Leider war unsere Zeit mal wieder knapp bemessen, sodass wir nach gut einer Stunde wieder auf den Weg machten. Wir wollten noch so weit wie möglich an Riga heran.
Das überqueren der Grenze nach Lettland war – typisch innerhalb der EU – höchst unspannend. Es gab zwar noch Grenzanlagen, die waren allerdingsweitestgehend verlassen. So rollten wir ohne größere Vorkommnisse weiter bis nach Carnicava. Hier hatten ein paar Teams einen Spot am Meer geteilt, der sich anscheinend gut als Nachtlager eignen sollte. Als wir jedoch irgendwann nach 20:00 Uhr dort ankamen, stellte sich der vermeintlich tolle Platz am Starnd als Parkplatz eines Strandbades heraus. Mit Schranke und ettlichen Hinweisschildern, die ein Campen ausdrücklich untersagten. Ein Wenig enttäuscht spazierten wir runter zum viel zu belebten Strand. Da immer noch Einheimische zum Baden ankamen und nicht den Eindruck machten, bald wieder gehen zu wollen, war für uns schnell klar: hier können wir nicht bleiben.
Der perfekte Platz
Via der Satelitenansicht von Google Maps suchten wir nach anderen geeigneten Stellen in Strandnähe. Bald hatten wir einen Platz gefunden. Nur ob der auch geeignet wäre würde sich erst noch zeigen müssen. Wir fuhren also ersteinmal dahin. Schnell standen wir wieder vor einem Waldweg der uns ganz stark an Strömsund erinnerte und in uns ein ziemlich großes Unbehagen erweckte. Wie schon zuvor in Schweden schickten wir Markus und Stefan voran auf Erkundungstour. Erst als die Jungs per Funk ihr Okay durchgaben rollten auch Mario, Jan und wir über den Schlagloch gepflaserten Sandweg.
Leider hatten die Jungs vergessen uns zu sagen, ob wir an der Gabelung nach rechts oder links sollten. Wir hielten uns rechts – was natürlich völlig falsch war. Blöderweise riss an dieser Stelle auch noch unser Funkkontakt ab.
Der Weg war nicht nur richtig beschissen er endete für uns auch beinahe in einer Sackgasse. Den ein lettisches Pärchen hatte sich mit ihrem Skoda im Sand festgraben und blockierte das Weiterkommen. Zum Glück hatten sich noch 3 weitere Teams hinter uns den Weg hinab verirrt ua. das Team 180 mit einem T3 Synchro. Nachdem unsere beiden Teams es irgendwie geschafften hatten, an den Letten vorbei zu eiern und nicht im Sand stecken zu bleiben, zog der Synchro die Letten aus dem Sand. Anschließend halfen alle Teams noch dabei den Skoda an den Rand zu schieben.
Während sich die anderen 3 Teams noch sammelten, holperten wir den Waldweg weiter. Plötzlich hatten wir auch wieder Funkkontakt zu Stefan und Markus. Stefan kam uns schließlich entgegen gelaufen und geleitete uns zum wahrscheinlich schönsten Spot der ganzen Rallye.

Wir schlugen unsere Zelte direkt auf den Dünen oberhalb des Strandes auf. Während die Nacht über uns hereinbrach kochten wir Nudeln und grillten Steaks am Lagerfeuer. Bei Bier und Dooleys saßen wir noch lange zusammen, lachten und beratschlagten, was wir denn nun mit Kaliningrad machen würden. Schlußendlich entschieden wir uns dafür doch in die Enklave zu fahren, auch wenn das schon wieder russische Grenzkontrollen bedeuten würde. Doch darin waren wir ja mittlerweile Profis! Und wann kam man schon mal nach Kaliningrad?
Tagesresumée
Gefahrene Kilometer: 379 km
Verbrauchter Sprit: 40 l
Fahrzeit: 12 h
Laune:
Temperatur: 26 °C
Road Kills: –
Song of the day:
Las Ketchup – Ketchup Song

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