Am Morgen wurden wir mal wieder vom Regen begrüßt. Doch die fantastische Aussicht auf den verlassenen Strand und das offene Meer entschädigte uns enorm. Wir bauten unsere Zelte ab und nutzen gleich noch die Gegebenheiten um uns auf die Tagesaufgabe vorzubereiten. So bastelten wir aus herumliegenden Ästen, die wir ein bisschen in Form sägten, Kreuze für unseren Besuch am Berg der Kreuze in Lithauen.
Gegen 8:30 Uhr verließen wir Carnikava und machten uns auf den Weg nach Riga. Wir hofften auf eine ähnlich beeindruckende Stadt und ein leckeres Frühstück wie in Talinn. Leider beeindruckte uns Riga – oder das was wir davon zu sehen bekamen, nur mit wenig einladenden Randgebieten, sodass wir uns entschieden, doch keinen Stopp einzulegen.
Stattdessen rückten wir in ein kleines, nettes Resort irgendwo in Litauen ein. Wie sich herausstellte befand sich die familiäre Pension in deutscher Hand. Wir stärkten uns bei Fisch und Brotzeit, ehe wir schließlich die letzten Kilometer zum Berg der Kreuze in Angriff nahmen.
Rusty 1 : 0 Hühnchen

Kurz bevor wir unser Ziel erreichten, ereignete sich dann doch noch unser erster richtiger Roadkill. Ein Vogel – vielleicht ein Fassan o.Ä. – war offensichtlich schon vom Gegenverkehr erfasst wurden und saß nun leicht duselig mitten auf unserer Spur. Während Stefan und Markus dem Hühnchen noch ausweichen konnten, kam uns Gegenverkehr entgegen sodass wir das Tierchen mittig nehmen mussten. Blöderweise erinnerte sich der Vogel genau in dem Moment daran, dass es ja fliegen kann. Er prallte direkt gegen unseren linken Scheinwerfer und zerbarst wie ein gewaltiges Federkissen. Wie sich später herausstellte, hatte nicht nur der Fassan sein Leben gelassen, unsere Rusty hatte dabei auch ein Scheinwerferglas eingebüßt.
Im ersten Moment erschien der Berg der Kreuze nicht besonders beeindruckend. Doch von Nahen raubten uns die Abermillionen Kreuze dann doch den Atem.
Gleichzeitig ist der Wallfahrtsort auch ein sehr trauriger Platz. Denn die ursprünglich aufgestellten Kreuze, von denen viele an die in den 1940er Jahren in Gulags Verstorbenen erinnerten, wurden 1961 von der Kommunistischen Partei Litauens zerstört. Bereits in der nachfolgenden Nacht errichteten die Einheimischen neue Kreuze. Der zunehmend politisierte Ort wurde noch dreimal 1973, 1974 und 1975 zerstört. Schließlich avancierte der Ort zum Symbol des nationalen Widerstands der Litauer gegen die Kommunisten.



Und wieder Schlange stehen…
Nachdem wir unsere Runden über den Berg der Kreuze gedreht und beinahe nicht mehr vom Parkplatz gekommen wären – wer ahnt schon, dass er an der Touristeninfo sein Ticket bezahlen muss? – setzten wir unsere Reihe nach Kaliningrad fort.
Der Grenzübertritt von Litauen nach Kaliningrad ging erstaunlich unproblematisch und schnell. Über die Königin-Louise-Brücke verließen wir Litauen um auf der anderen Seite an einem kleinen tankstellenartigen Kontrollpunkt nach Kaliningrad einzureisen. Dank unserer noch vorhandenen Einreisepapiere aus Russland, konnten wir die Fahrzeugdokumente fix ausfüllen und waren bereits nach 1 Stunde mit allem fertig.
Durch Zufall landeten wir nicht direkt in der Kaliningrader Alstadt, sondern im Fischerdorf – einem letzten Überbleibsel des Deutschen Erbes von Kaliningrad.
Wir drehten eine Runde um den naheliegenden Königsberger Dom, ehe wir auf der Suche nach einem schmackhaften Abendessen durch das Fischerdorf zogen. Leider wurden Karsten und ich im Königsberger Hof nicht fündig, weshalb wir uns von der Gruppe trennten und ins DA gegenüber wechselten. Dort ließen wir es uns bei Koberind und Mango-Lachs, zwischen Instabeauties und aufgebrezelten Studenten, gut gehen.



Strenge Polen
Gegen 23:00 Uhr mussten wir dann auch schon wieder Kaliningrad verlassen. Gut gesättigt machten wir uns auf den Weg ein letztes Mal eine Russische Grenze zu übertreten.
Während der Russische Part mal wieder problemlos und in kürzester Zeit abgehakt war, machten es uns die Polen richtig schwer. Erst ließen Sie uns bis weit nach Mitternacht warten, dann zogen Sie auch noch Stefan und Markus aus dem Verkehr. Das Argument „Transit Zigaretten“ zog dieses Mal leider nicht.Und so wurden die Beiden zu einer separaten Halle geleitet und auseinander eingenommen.
Währenddessen machten wir uns schon einmal auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Dank ein Bisschen Unterstützung von Ben & Christina fanden wir einen tollen Platz an einem See. Wir schickten die Koordinaten an die anderen und bauten schon einmal unsere Zelte auf. Felix verschwand fast augenblicklich in seinem – der Tag war einfach zu anstrengend gewesen – während Karsten und ich, den Anderen noch ein Stück entgegen liefen.
Leider machte uns die moderne Kommunikation einen Strich durch die Rechnung. Nachdem die Anderen eine halbe Stunde in die falsche Richtung gefahren waren, beschlossen sie einfach an diesem Ort zu bleiben. Zu uns hätten sie noch eine Stunde fahren müssen – zu weit nachts um 3 Uhr.
Also verzogen auch wir uns für eine kurze Nacht in unser Zelt.
Tagesresumée
Gefahrene Kilometer: 504 km
Verbrauchter Sprit: 60 l
Fahrzeit: 16 h
Laune:
Temperatur: 19 °C
Road Kills: 1
Song of the day:
5 Seconds of Summer – Youngblood

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